Ausgestanzt – Erläuterungsbericht
Das Leitthema des vorliegenden Entwurfs ist ein kleines rotes Kreuz bzw. viel tausend kleine rote Kreuze. Durch diese Kreuze wurden im Akkord Handlungsanweisungen produziert die an anderer Stelle umgesetzt wurden – als -zigtausendfache Morde.
Diese Morde an Unschuldigen wurden durchgeführt mit der institutionellen organisatorischen Gewalt zu der in diesem Umfang nur ein totalitärer Staat fähig ist.
Hierin unterscheidet sich diese Tat von anderen. Der entfesselte Hass auf Jede und Jeden, der oder die nicht der gesetzten Norm entsprechen wurde durch staatliche Gewalt in die massenhafte Vernichtung menschlichen Lebens umgesetzt.
Die Skulptur
besteht aus einem Gittergeflecht als Symbol für die Idee eines Gemeinwesens. Ein räumliches Netz in dem Alles mit Allem verbunden ist.
Die rigide Form des Gesamtobjektes wird hier als Gesamtbild einer gleichgeschalteten, totalitären Gesellschaft verstanden.
Aus diesem Gesamtzusammenhang werden durch ein einfaches rotes Kreuz alle die gesellschaftlichen Teile, die als unbrauchbar erklärt wurden ausgemerzt bzw. ausgestanzt.
Diese ausgestanzten kleinen Knotenpunkte des gesellschaftlichen Netzes, kleine rote Kreuze, verteilen sich wie Herbstlaub auf dem Areal des Gedenkortes. Mit der Anzahl der verteilten Kreuze soll in Ansätzen eine vage Idee der ungeheuren Zahl von Mordopfern sinnlich fassbar werden. (…)
Der Gebäudegrundriss
Im weiteren Verlauf der Achse wird der im Bearbeitungsgebiet liegende Teil des Gebäudegrundrisses gezeigt. Die Kontur wird durch eine niedrige, an der Oberseite abgeschrägte Mauer nachvollzogen. Die Fläche des ehemaligen Baukörpers wird mit Lavaschotter belegt.

In einem übertragenen, mentalen Sinne ist dieses Gelände so nachhaltig kontaminiert, dass dieser Ort in seiner Ödheit und Unwirtlichkeit einfach aufgegeben und nicht bearbeitet oder konnotiert werden soll. Zur Philharmonie hin soll das Lavafeld einfach unvermittelt am Bestandsschutz der Philharmonie enden.
Der Informationsort
entfaltet sich entlang der gesamten Länge der Geländegrenze zum Matterngarten. In gleicher axialer Richtung wie der Gedenkstrang werden die relevanten Fragestellungen präsentiert. Die Opfer und ihre Geschichte, der Widerstand und der Prozess Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen nach dem Krieg werden in paralleler Lage zur Bezugslinie Gedenkplatte – Skulptur gezeigt. (…)

