Amoklauf am 11. März 2009 in Winnenden und Wendlingen Errichtung einer Gedenkstätte im Stadtgarten in Winnenden Wettbewerb 2013
Anlass und Ziel des Wettbewerbs:
Am 11. März 2009 fand in der Albertville-Realschule in Winnenden ein Amoklauf eines ehemaligen Schülers statt, dem drei Lehrerinnen und neun Schülerinnen und Schüler zum Opfer fielen. Auf der Flucht des Täters kamen in Winnenden und Wendlingen drei weitere Menschen ums Leben. Der Täter nahm sich selbst das Leben.
Nach dem Amoklauf wurde in der in Sichtweite der Albertville-Realschule gelegenen Hermann-Schwab-Halle sowie in dem Stadtgarten ein Krisen und Informationszentrum eingerichtet, bei welchem die meisten Angehörigen der Opfer vom Tode ihrer Familienmitglieder erstmals erfahren mussten.
Die Tat hat nicht nur bei den Angehörigen der Opfer, sondern bei allen, die diese Tat miterleben mussten sowie bei der gesamten Bevölkerung in Winnenden und weltweit große Trauer und Bestürzung ausgelöst.
Daher soll als Ort der Trauer und des Gedenkens an die Opfer dieser schrecklichen Tat im Stadtgarten, welcher in der unmittelbaren Umgebung und in Sichtweite des Tatortes liegt, eine öffentliche und allgemein zugängliche Gedenkstätte errichtet werden.
Die Stätte soll allen Menschen die Möglichkeit geben, einen Ort aufzusuchen, an welchem sie innehalten und sich ihrer Trauer, ihres Gedenkens und ihrer Verbundenheit mit den Opfern widmen können, welcher aber gleichzeitig auch Zuversicht für die Zukunft zu vermitteln vermag.
Die Gedenkstätte soll Symbol sein gegen Gewalt und für Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen.
(Textauszug der Ausschreibungsunterlagen des Auslobers: Stadt Winnenden)

Auszug aus der textlichen Begründung des Entwurfs
Dieser Ort soll das Gedenken an Menschen ermöglichen, die durch ein tragisches Schicksal aus dem Leben gerissen worden sind. Die Gedenkstätte sucht keine Erklärungen, kann keine Antworten geben und sicher keine Schuld zuweisen. Das Denkmal soll in Ruhe und Würde an die Toten erinnern sowie den Hinterbliebenen und Betroffenen ein Ort sein, der Raum gibt für die Trauer und die Verarbeitung des furchtbaren Schicksals.
Beschreibung:
Im Schatten einer kleinen Baumgruppe liegt, fast ebenerdig, eine kreisförmige Wasserfläche in der Bäume und der Himmel reflektiert werden. Der Brunnen besteht aus einer sehr schwach gewölbten, kreisförmigen, schwarzen Fläche aus Naturstein. Die Namen aller Todesopfer sind auf drei konzentrischen Kreisen angeordnet, als Aussparung in den Stein gemeißelt.
Gespeist durch einen Wasseraustritt in der Mitte des Steindiskus wird die gesamte Fläche sanft und gleichmäßig mit Wasser überflossen. An den Namensinschriften wird das Wasser kleine Strudel bilden. Dieser Effekt wird den Blick auf die eingravierten Namen richten und den Verlust dieser Menschen als sinnlichen Eindruck fassbar machen.
Der schwarze Brunnenstein wird durch einen umlaufenden Weg aus Marmor eingefasst. Zwischen Brunnenstein und umschließendem Weg fließt das über den Steindiskus ablaufende Wasser in eine schlanke Rinne, die in der Tiefe durch perforiertes Edelstahlblech abgedeckt ist. Besucher werden diesen Graben nutzen um mitgebrachte Schnittblumen einzusetzen. Das fließende Wasser wird die Blumen, gleich einer Vase mit Wasser versorgen. Der Ort des Brunnens befindet sich unter einer bestehenden Baumgruppe (…) in
direkter Sichtverbindung zur Albertville-Realschule.
Die Anlage wird durch drei leicht geschwungene Wege erschlossen. Am Weg von der Hermann-Schwab-Halle zur Brunnenanlage befindet sich seitlich ein Marmorsockel auf dem senkrecht eine Glasfläche eingelassen ist.
In diese Glasplatte ist der Todestag der Opfer des Amoklaufes in schwarzer Schrift eingelassen. Vor der Glasplatte ist ein Leitsatz aus der Rede des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler auf den Steinsockel gesetzt:
Wirklich wichtig ist, dass wir uns umeinander kümmern, dass wir uns gegenseitig annehmen und dass wir füreinander da sind. (Horst Köhler)
Wirkung:
So wie fließendes Wasser als ein Symbol für Leben wahrgenommen werden kann, ist ein Hain ein Ort um zu sich zusammenzufinden. Die Reflexion des Himmels und der Natur im Wasser schafft eine kontemplative Insel der Ruhe.
Die Namen der Opfer sind zentraler Teil des Ganzen. Besucher werden zuweilen Blumen in die Umgrenzung des Brunnensteins setzen und durch diese gedenkende Handlung den Ort mit Leben erfüllen.