Informations- Kommunikations- und Medienzentrum der Uni Potsdam Kunst am Bau Wettbewerb 2014 IKMZ, Potsdam-Golm

Ziel des Wettbewerbs

ist die künstlerische und konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Gebäude und dem Ort sowie seiner Nutzung.
Gemäß dem Slogan der Universität „Wo Wissen wächst“ soll die Kunst am Bau das Anliegen des Landes Brandenburg und der Universität Potsdam unterstützen, den Eindruck eines jungen, modernen und zukunftsorientierten Hochschulstandortes zu unterstreichen. Die Kunst am Bau soll dauerhaft sein, einen geringen Pflege- und Wartungsaufwand und möglichst wenig Veränderungen an dem bereits fertig gestellten Bauwerk erfordern und die Nutzung nicht beeinträchtigen.

Auszug aus der Auslobung: Wettbewerb Kunst am Bau der Universität Potsdam (IKMZ)

Begründung des Wettbewerbsbeitrages:

Die Selbstverortung der Universität Potsdam als Stätte, „wo Wissen wächst“, führt fast notwendig zu der Frage, „wie Wissen wächst“.
Ein Haus der Bücher legt fast ebenso notwendig die Beschäftigung mit Text, mit Texten nahe. Aus der Frage nach dem WIE und über das Medium der Information entwickelt diese Arbeit ihren künstlerischen Ansatz.
Ein Hauptinteresse der Nutzer einer Bibliothek ist einen Ort vorzufinden an dem konzentriert und zielgerichtet gearbeitet werden kann. Der Architektur des IKMZ in Golm ist diese Prämisse klar unterlegt.

Das Einbringen einer künstlerischen Äußerung an den Leseplätzen oder in den Magazinen kann die Aufgabe des Gebäudes daher nicht unterstützen.
Dieser Erkenntnis entnimmt die Arbeit ihre Standortwahl:

Das IKMZ ist punktsymmetrisch aufgebaut. Zwei sich diagonal gegenüberliegende Treppenhäuser erschließen die öffentlich genutzten Gebäudeteile. Die Bibliothek ist räumlich so verdichtet, dass die Treppenräume als einzige reine Verkehrsflächen verbleiben. Zudem sind sie natürlich der vertikale Erschließungsweg durch horizontal funktionierende Nutzungsflächen. Sie prädestinieren sich also in zweifacher Hinsicht für die Installation künstlerischer Äußerung. Sie sind aus den Bereichen der konzentrierten Arbeit herausgenommen und sie unterstützen in ihrer Vertikalität das Vorstellungsbild von „Wachstum“. Die Treppenzüge führen zu den gleichen Orten im Gebäude, sie unterscheiden sich einzig durch ihre farbliche Gestaltung. Das westliche Treppenhaus wirkt über die Farbe Orange kühl, zurückhaltend und sachlich, das dem Campus zugewandte wirkt über Rot warm und sinnlich. Auf diesen Unterschied bezieht die Arbeit zwei unterschiedliche Formen der Aneignung von Wissen: Den systematischen, kühlen, strukturierten Zugang etwa über die Auswertung von Grundlagenermittlungen und antagonistisch dazu den Zugang über das Ergründen und Entwirren komplexer Systeme.
Die Arbeit ordnet dabei den systematischen Zugang dem orangen Treppenhaus zu, letzteren dem roten – sie verbindet das Kühle mit dem Kühlen, das Sinnliche mit dem Sinnlichen. Es werden pro Treppenhaus zwei bzw. drei eng aufeinander bezogene Objekte vorgeschlagen, die sich mit der Wissensaneignung und ihrer sinnlichen Qualität auseinandersetzen.
Alle fünf Objekte entwickeln sich aus den gleichen Ausgangselementen: langen Textsträngen, vielleicht vergleichbar mit den Telex-Streifen aus längst vergangenen Zeiten. Die Texte auf den Streifen sind Buchpassagen der unterschiedlichen Wissensgebiete aus dem Bestand der Bibliothek. Diese Grundelemente werden zu Plastiken gehäuft, geordnet, verwunden oder verwoben, sie wirken umeinander und durcheinander. Durch die räumliche Anordnung der Streifen, durch Licht und Schatten entstehen spannungsreiche, dynamische Formzusammenhänge, auf denen die unterschiedlichen Textabschnitte teils lesbar, teils nur zu erahnen, teils sogar verborgen sind. Dennoch lässt die Körperlichkeit der Streifen Verbindungen von inhaltlich unverbundenen, teilweise sogar verborgenen Textbausteinen selbstverständlich erscheinen – die Assoziation von DNA-Strängen liegt nahe. Der Knoten (rotes Treppenhaus, EG) ist das Bild für die verschlungenen Erscheinungen der äußeren Wirklichkeit, innerlich zwar einer strengen Logik folgend, äußerlich aber verworren und vielfältig. Seine Entwirrung, die „Lösung“, bringt die Klarheit und den Wissenszuwachs. Die scheinbar geordnete Struktur (oranges Treppenhaus, EG) ergibt erst aus der Verknüpfung der aus ihr abzuleitenden Einzelstränge das Netz, das Wissen schafft. In beiden Treppenhäusern ist dies die künstlerische Aussage: die Entstehung von Wissen über seine Entwicklungsschritte, über die Entwirrung (rot) oder die Zusammensetzung (orange). Für beide gilt: erst die „Entwicklung“ des vorgefundenen führt zur Entstehung von Wissen.
Die verwendeten Texte sind Auszüge aus wissenschaftlichen Werken des Bibliothekbestands.
Während die Texte der Skulpturen in EG völlig ungeordnet erscheinen, erhalten die Texte der Skulpturen im 3.OG eine etwas erhöhte Kohärenz.

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