…. die Wettbewerbe

Neben Direktvergaben, entsteht ein Teil der Kunstwerke im öffentlichen Raum daher als Ergebnis von Wettbewerben. Die Idee des Wettbewerbes wurde und wird hierbei allerdings in unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen politischen Systemen durchaus sehr unterschiedlich verstanden. Als ein kennzeichnendes Beispiel könnten die Wettbewerbe um die künstlerische Gestaltung der Schlossfreiheit vor dem Berliner Stadtschloss gelten: Nach dem Tod Wilhelms I. im Dreikaiserjahr 1888 wurde 1889 auf Beschluss des Reichstags ein offener Wettbewerb für die Errichtung eines zentralen Nationaldenkmals zu seinen Ehren auf einem zunächst nicht genauer festgelegten Platz in der Berliner Mitte ausgeschrieben.

Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I. ▲

(…) Die erste Konkurrenz, in der der Architekt Bruno Schmitz mit dem Entwurf eines Kaiserforums reüssierte, brachte nicht den gewünschten Erfolg. So erfolgte 1891 eine zweite, beschränkte Ausschreibung an acht ausgewählte Künstler. Als Denkmalstandort wurde die Westseite der Schlossfreiheit am Ufer des Spreekanals gegenüber dem Eosanderportal des Berliner Schlosses festgelegt. Als bekannt wurde, dass – vermutlich aufgrund einer Intervention von Kaiser Wilhelm II. – neben diesen acht Künstlern zusätzlich noch Reinhold Begas und der vor allem in München tätige Wilhelm von Rümann beteiligt werden sollten, zog sich die Hälfte der Künstler vom Wettbewerb zurück. Die so entstandenen Entwürfe, im Maßstab 1:5 als Modelle gefertigt, wurden im Lichthof des Zeughauses öffentlich ausgestellt. Wie zu erwarten, errang der vom Kaiser hochgeschätzte Begas den ersten Preis (Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal)

Kurioserweise haben sich die Querelen um das „richtige“ Kunstwerk auf der Schlossfreiheit gut 100 Jahre später wiederholt: (…) Der Deutsche Bundestag hat am 9. November 2007 beschlossen, dass die Bundesrepublik Deutschland zum Gedenken an die friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit Deutschlands ein Denkmal der Freiheit und Einheit Deutschlands errichtet.

(…) auch fast zwanzig Jahre nach dem initialen Beschluss, ist Ort des Denkmals immer noch eine Baustelle und trotz einer gültigen Entscheidung schwelt die Kontroverse um das Objekt nach wie vor. (Quellen: z.B. – https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheits-_und_Einheitsdenkmal)

Obwohl die Idee eines Wettbewerbes zunächst ganz einfach erscheint, sind letztlich die spezifischen Teilnahmebedingungen, die Vorauswahl, die Auswahlkriterien, die potentielle Honorierung, die Ausführungsbestimmungen, die Juryzusammensetzung, die Juryentscheidungen und nicht zuletzt die Reaktionen der unterschiedlichen Interessensgruppen für die große Mehrzahl der Teilnehmer ein undurchschaubares Dickicht.

Diese Auseinandersetzungen können ein Ausmaß erreichen, dass Künstler auf ihre Idee verzichten, nur um die fortwährenden Auseinandersetzungen von sich fernzuhalten.

Der Wettbewerbe für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas wurde ursprünglich von Richard Serra (in Zusammenarbeit mit dem Architekten Peter Eisenmann) gewonnen. (…)„Die Grundidee, ein Stelenfeld zu bauen, stammte von ihm. Als der Entwurf im Laufe des Wettbewerbsverfahrens aber verändert wurde, zog sich Richard Serra 1998 zurück und wünschte Peter Eisenman »viel Glück« für seinen weiteren Weg. (…) für Informationen siehe „Planungen und Entwürfe“ unter https://de.wikipedia.org/wiki/Denkmal_für_die_ermordeten_Juden _Europas.

▲ Luftbild des Holocaust-Denkmal
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Die öffentliche Wahrnehmung und die resultierenden Kontroversen waren bei den oben genannten Projekten von Anfang an zu erwarten, insofern sind dies Ausnahmen. Die weit überwiegende Mehrzahl der Wettbewerbe findet geräuschloser statt. Die Frage der Wettbewerbsteilnehmer wurde lange Zeit recht einfach geregelt:

Fachleute (wer immer das war – Galeristen und Hochschulprofessoren) hatten ein Vorschlagsrecht und die vorgeschlagenen Künstler wurden eingeladen. Vielleicht ist es besser davon auszugehen, dass in diesem Prozess immer nach bestem Wissen und gerecht entschieden wurde.

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