Dieses Verfahren hatte den Vorteil recht geräuschlos und zielführend zu sein. Sicher gab es den Nachteil, dass wer nicht Teil des Systems war, per Definition auch draußen blieb. Die Idee Wettbewerbe gerechter zu gestalten hat phasenweise eine Vielzahl von Wettbewerbsformen hervorgerufen. Diese Formen unterscheiden sich:
- im örtlichen Zulassungsbereich,
- im geforderten Qualifikationsnachweis,
- als ein- oder mehrstufiges Verfahren,
- als Einladungswettbewerb,
- als Einladungswettbewerb mit vorangegangener Bewerbung für den Einladungswettbewerb,
- Wettbewerbe mit wechselnder Jury pro Wettbewerbsstufe,
- Bewerbungen ausschließlich für Arbeitsgruppen als Kombination unterschiedlicher Gewerke,
- Realisierungswettbewerbe mit verbindlichen Gesamtkosten,
- es gibt sogar die Zulassung zum Wettbewerb nach das einem Losverfahren
- …. die Reihe der Varianten kann fortgesetzt werden.
Ohne zynisch sein zu wollen: die Kosten für einige diese Formen von Wettbewerbsgestaltung kann teurer werden, als das Objekt als solches.
Angesichts dieses Durcheinanders, gibt es von allen Prozessbeteiligten selbstverständlich die unterschiedlichsten Strategien im Umgang mit der Wettbewerbssituation. Es gibt Wettbewerber, die behaupten, in der ersten Runde grundsätzlich nicht mehr als einen halben Tag investieren um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Gleichzeitig gibt auch in der ersten Runde Teilnehmer mit großem Engagement. Dies allerdings bedeutet in keiner Weise, dass damit auch eine reflektiertere Position entsteht. Manche Teilnehmer versuchen sich auch opportunistisch an den vermeintlichen Vorlieben der Jurymitglieder zu orientieren. Von Seiten der Zusammensetzung der Jury gibt es durchaus Mitglieder, die in großer Kontinuität in den unterschiedlichsten Wettbewerben fungieren. Selbstverständlich kennen sich auf diese Art „die üblichen Verdächtigen“ irgendwann.
Gegenwärtig haben die meisten Wettbewerbe ein vorgeschaltetes offenes Bewerbungsverfahren. (d.h. die Jury weiß genau mit wem sie es zu tun hat) Aus diesem Kreis wird dann eine gezielte Auswahl getroffen. Wie es scheint, ist die Entwicklung wieder angelangt, wo sie angefangen hat.
Für Künstler ist die Entscheidung an einem Wettbewerb teilzunehmen zweischneidig: Die Unterschiedlichkeit der Themen, der Auswahlprozess, die technischen Beschränkungen, die Heterogenität des Publikums schaffen eine Gemengelage, die in Regel nicht als Basis taugt dieses Feld als eine wirtschaftliche künstlerische Tätigkeit zu begreifen. Warum nimmt man also an einem Wettbewerb teil? Zu einem Teil sicher weil man es nötig hat. Abgesehen von diesem verständlichen Grund muss ich allerdings sagen, dass ich durch Wettbewerbe zu Themen gekommen bin, für die mich im Leben nicht interessiert hätte. Gleichzeitig bin ich auf diese Art Fragestellungen begegnet, die meine Sicht auf die Dinge fundamental geändert haben. Ohne Koketterie, schon deshalb ist es für mich die Bemühung wert. So wie man durch zeichnen sehen lernt, kann man durch Wettbewerbe verstehen lernen. Nein: das eine wie das andere kann, aber muss nicht sein.