Das Publikum
Die Zusammensetzung des Publikums unterscheidet sich drastisch von dem einer Galerie oder einem musealen Raum. Während dort von einem Minimum an Aufnahmebereitschaft ausgegangen werden kann, ist das Publikum im öffentlichen Raum so heterogen wie nur eben denkbar. Es gibt offensichtlich Personen die das Objekt im Zweifelsfall über Jahrzehnte jeden Tag sehen (müssen), einfach weil sie dort wohnen, genauso wie es Menschen gibt, die am Ort nur ein einziges Mal zufällig vorbeikommen. Der Unterschied hinsichtlich der Aufnahmefähigkeit und Kenntnis könnte größer nicht sein. Die Reaktionsmuster des Publikums decken buchstäblich die ganze Spanne möglicher Reaktionen ab. Künstler mit empfindliche Seelen können da schon mal ins stolpern geraten.

Gleichzeitig gibt es Kunstwerke die von Menschen in geradezu unglaublichem Umfang angenommen werden. Es gibt eine Büste nach der preußischen Königin Luise im Schlosspark Berlin Charlottenburg, die in Jahrzehnten so gut wie nie ohne frischen Blumenschmuck von Besuchern zu sehen ist.
Büste der Königin Luise von Preußen von Christian Daniel Rauch 1804
Schlosspark Charlottenburg, Luiseninsel, nördliche Spitze
Wird der Gedanke eines Kunstwerks für die Öffentlichkeit als Anforderung akzeptiert, so muss im Idealfall all diesen unterschiedlichen Wahrnehmungsformen Rechnung getragen werden. Natürlich ist diese Forderung eine theoretische und wird nur sehr selten eingelöst, dies ändert allerdings nichts an der Zielstellung. Diesem Verständnis folgend ist es eine Herausforderung, die Themen und Umstände zur Aufgabe macht, die man nicht von selbst gefunden und/oder gewählt hätte. Dieser fundamentale Reiz ermöglicht es in Zusammenhänge einzutauchen und völlig ungeahnte Erfahrungen zu machen.
Angesichts der teilweise bis in die hunderte gehenden Bewerberzahlen bei öffentlichen Ausschreibungen – selbst bei limitierten, vorausgewählten Wettbewerben sind 10 bis 15 Wettbewerber eher die Regel als die Ausnahme – sollte man sich über Chancen und Risiken im Klaren sein.
Kein wirtschaftlich denkendes Unternehmen würde angesichts solcher Bedingungen und Bewerberzahlen überhaupt die Bemühung eines individuellen Angebotes vornehmen.