Die formale Ordnung:
Die nächste Gruppe von Arbeiten hat sich mit Ordnung, mit Rastern, mit sortieren und aufräumen beschäftigt. Dies geschah im Rahmen der Frage in wie weit formale Kriterien zu Erkenntnis beitragen können. Dies klingt trivialer als es ist: In aller Regel sind intellektuelle Leistungen Übertragungen aus formalen Systemen auf erlebte Realität.
Das erste Beispiel zeigt ein Relief das fiktive archäologische Strukturen von menschlichen Ansiedlungen thematisiert. Der naheliegende Gedanke war, dass die aufgefundenen Grundrisse von baulichen Strukturen einen Rückschluss auf menschliche Lebensumstände möglich macht.
Der initiale Anstoß waren hierbei die Arbeiten von Anne + Patrick Poirier über New York.

Die Umkehrung dieser Argumentation war entsprechend:
kann eine formal-ästhetische Gestaltung von räumlichen Zusammenhängen einen Impuls liefern wie bauliche Strukturen für Menschen aussehen könnte?

…. Dem vorhersehbaren Aufschrei wegen dieser Absurdität sei zumindest entgegengehalten, dass Le Corbusier weite Teile von Paris flach-legen wollte um sie durch seine Wohntürme zu ersetzen.
◄ Le Corbusier: Plan Voisin – Paris, 1925




▲ 4x 50x50x8 cm Klinker (Steinzeug) unglasiert
Die Zwangsläufigkeit intellektueller Analogschlüsse ist letztendlich allerdings sicher nicht so unbedarft und unverständlich wie der folgende Versuch:
Der Versuch den Abdruck eines Menschen – hier in weichen manufakturell hergestellten Pyramidenstümpfen aus Porzellan – nach dem Grad der Verformung zu kategorisieren und geordnet zu zeigen führt zu Nichts bzw. ins Sinnlose. In diesem Zusammenhang wird sehr deutlich dass Entwicklungsprozesse oder Formuntersuchungen in der Kunst nicht mit der Geradlinigkeit von wissenschaftlich standardisierten Untersuchungen durchgeführt werden. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Intensionen, Überlegungen und Motivationen wirken zu jedem Zeitpunkt auf einen Prozess ein der sich treiben lässt in einem Meer von Impulsen. Dieses „Nichtwissen“ breitet sich in jede Richtung aus und ist geradezu die Ursuppe aus deren Dämpfen meistens Nix aber manches mal eben doch ein brauchbares Fädchen erscheint.
Diese scheinbare Regellosigkeit ist konstitutiver Teil des künstlerischen Prozesses. „Scheinbar“ weil es natürlich nicht stimmt: Jede Menge Regeln und Gesetzmäßigkeiten leiten sich aus der kulturellen Tradition, der handwerklichen Verfahrensweise den technischen Begrenzungen, den eigenen sozialen und normativen Restriktionen sowie der gesellschaftlichen und historischen Realitäten ab. Es ist ein Prozess der so nicht geht und letztlich funktioniert weil er in sich diesen Widerspruch trägt.