Der Wettbewerbsbeitrag

Planauszug aus den Wettbewerbsunterlagen des Auslobers

Projektbeschreibung: „PlanWirklichkeit“

Jedes Projekt ist am Anfang ist eine Idee und eine Vision. Im nächsten Schritt werden aus der Idee ein Modell und ein Plan entwickelt. Egal wer in diesem Hochschulgebäude forschen, lehren, und studieren wird, egal in welcher Sprache und egal in welchem Fach, eines der zentralen Ziele eines Studiums ist vorausschauend zu denken, zu planen und Zukunft zu gestalten. Der vorliegende Entwurf ist ein Spiel mit genau dieser Aufgabe. Modelle und Planungen sind der Versuch Wirklichkeit zu erfassen. Auf dieser Basis wird die geplante zukünftige Wirklichkeit im nächsten Schritt konkret gestaltet.
Einerseits sind Pläne völlig abstrakt. Beispielsweise wird eine grüne Wiese mit Worten, Farbe und Zeichen beschrieben. Andererseits aber haben Pläne auch eine sehr konkrete Ebene – die Bildgestalt des Planes mit all seinen Farben und Formen. Alle abstrakten Informationen auf einem Bauplan haben gleichzeitig eine inhärente Konkretion als Bildzeichen. Sie wirken ebenso als gestalterisches Element wie es grüne Flächen oder Hausgrundrisse tun.

Wichtige Teile von Planungen werden auf der Grundlage dieser „Plan“-Konkretion erledigt – z.B. in der Vogelschau auf den Geländegrundriss. Natürlich wird aus guten Gründen ein Teil der Planung im Grundriss bearbeitet. Völlig abstrakte Informationen wie die Darstellung eines Längenmaßes, eine Rasterteilung, ein Textblock gehen auf diese Art in das visuelle Gesamtbild des Planers ein. Nicht zuletzt sind Pläne und Modelle – und deren sinnliche Wirkung – auch die Grundlage für Einscheidungen über die Qualität und die Umsetzung von Projektvorschlägen. Die Nutzer werden die Umsetzung dieser Gestaltung so gut wie nie aus der Position des Planers und des Entscheiders sehen.

Die Grundidee des Entwurfes ist Teile dieser „Planwirklichkeit“ mit in die „reale Welt“ zu übernehmen – also die Bemaßungen und die Beschriftungen des Bauplanes auch zu realisieren.
Die Ein- und Ausgangspfeile, die Maßlinien und die Dimensionierungen sollen konkret in die Freifläche um das Gebäude in den Betonasphalt eingelassen werden. Die Texthinweise auf dem Plan sollen als konkreter, körperlicher Text (wie in der Planvorgabe) in der Landschaft stehen.

Diese Elemente in der realen Umgebung zu bauen kann auf mehrere Arten verstanden werden: Scheinbar absurde Elemente aus der „Welt der Pläne“ haben sich in die „Wirklichkeit der Welt“ gerettet. Gedankliche Arbeit schafft Abstraktionen und vereinfachende Begriffe wie z.B. „Liegewiese“. Dieser Begriff trägt zum Beispiel unausgesprochen warme Sommertage als Voraussetzung in sich und offenbart spätestens im Winter diese Begrenzung.
Die Zeichen sind aber auch Informationen – wir erfahren konkret, dass dieses Gebäude beispielsweise 45 Mtr. lang ist und verbinden unmittelbar unsere sinnlichen Eindrücke des Baues mit seinen abstrakten Dimensionen. Die Idee der Rasterteilung der Gebäudedimensionen zeigt sich nicht nur konkret im Gebäude, sondern wird auch abstrakt gekennzeichnet.
Die Informationen auf dem Boden und im Gelände sind auch eine permanente Aufforderung den Plan und die Wirklichkeit miteinander zu vergleichen. Wird der „Freisitz Cafeteria“ auch tatsächlich entsprechend genutzt. – Falls nein: irrt sich hier der Plan oder irrt sich die Wirklichkeit?

Nicht zuletzt ist es auch der Reiz den Menschen empfinden wenn sie mit Modellbaulandschaften konfrontiert werden. Dieser Impuls bekommt allerdings durch die Größe der Elemente eine andere Qualität. So gesehen kann die vorgeschlagene Installation verstanden werden als ein Impuls für die Plan- und Denkarbeit der künftigen Gebäudenutzer. Als ein Hinweis auf das schwierige Verhältnis von Modell und Wirklichkeit, von Planung und Realisation, von Abstraktion und Konkretion, und vom (mitunter unzulänglichen) Versuch sich die Welt durch Pläne und Modelle anzueignen.

Die Bemaßungen, die Maßlinien und die Kommentare auf dem Gebäudegrundriss und dem Nutzungsplan des Architekten sollen auf der Betonasphaltfläche um das Gebäude und in der umgebenden Grünanlage in ihrer entsprechenden Größe dargestellt werden.
D.h. nach der Realisation des Gebäudes und der Grünanlage sollen auch die Dimensionierungen, die abstrakten Zeichen und die Begrifflichkeiten auf dem Bauplan in die Wirklichkeit übertragen und gebaut werden.Die Gesamtinstallation besteht aus zwei Elementen die sich gegenseitig ergänzen:

  • Ein Teil der Maße und der Informationen über das Gebäude sollen in der Form wie sie in der Planvorlage des Architekten dargestellt sind, farbig in die Betonasphalt-fläche eingelegt werden.
  • Informationen über die Art und die vorgesehene Nutzung der umgebenden Grünanlage sollen entsprechend der im Plan genannten Begriffe als freistehender Text in dreidimensionalen Buchstaben an den jeweils im Plan verwendeten Orten aufgestellt werden.

Die Buchstaben sollen aus einer Kunststoff-Vergussmasse massiv gefertigt werden. Durch in die Vergussmasse eingegossene Edelstahlrohrverbinder werden die Buchstaben untereinander zu den Worten verbunden. Die Begriffe sollen etwa 10 cm über der Grasfläche stehen und auf einem Betonfundament unter der Grasnarbe gegründet werden
Ein Teil der Maße und der Informationen über das Gebäude sollen in der Form wie sie in der Planvorlage des Architekten dargestellt sind, farbig in die Beton-Asphalt-Fläche eingelegt werden.

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