Begründung des Wettbewerbsbeitags

  • Die aus der Distanz wahrgenommene Kugelform ist von archaischer Einfachheit. Sie kann einerseits als ein hermetischer kleiner Kosmos gelesen werden und ruft gleichzeitig Assoziationen an einen Pranger hervor.
  • Beim Nähertreten werden die äußeren Schriftbänder wahrgenommen.
    Hier wird die Hexenverfolgung durch fragmentarische Sätze aus der Perspektive der Verfolger und Ankläger gekennzeichnet.
  • Der Schritt in die Kugel soll einen assoziativen Zusammenhang mit der Situation der Opfer ermöglichen.

Wir beruhigen uns mit der Vorstellung dass Hexenverfolgungen nur in einer lang vergangenen Welt möglich waren und doch liegt die Ermordung der Juden im Dritten Reich kaum ein Menschenalter zurück.
Waren die Opfer der Hexenverfolgung in weit überwiegender Zahl Frauen so konnte sich doch jeder plötzlich in der Rolle des Angeschuldigten finden. Selbst aus Verfolgern konnten Verfolgte werden und auch Beschuldigte konnten Dritte beschuldigen. Angst, Ausgrenzung und Beschuldigung hat vor Nichts und Niemand halt gemacht.

▲ Detailansicht der Plastik

Diese Skulptur soll einen Beitrag zur sinnlichen Wahrnehmung des gesellschaftlichen Verhaltens der Ausgrenzung und – im Extremfall – Vernichtung Anderer leisten. Dies soll durch einen einfachen Perspektivenwechsel vom Täter zum Opfer erreicht werden.

▲ Detailansicht der Plastik

Die formale Beschreibung

Die kugelige Form mit einem Durchmesser von etwa 2,4 Metern besteht aus anthrazitfarben gebeiztem Bandeisen. Die Bänder verlaufen zirkulär, unregelmäßig kreuz und quer über die gedachte Kontur einer Kugel.
Trotz der klaren Form wirkt das Objekt düster. Auf einigen Eisenbändern werden auf der Außenseite der Skulptur Zitatfragmente von Anklägern, Denunzianten und Richtern eingefräst und farbig ausgelegt. Die Gesamtform ist etwa 30 cm in den Boden eingesenkt. Die Schnittkante mit dem umgebenden Pflaster wird von einem 15 cm hohen Steinring gefasst. Dieser Steinring wird Außen mit einer Bandeisengurtung gefasst. An zwei, einander gegenüberliegenden Seiten kann die Kugel in leicht gebückter Haltung betreten werden. Durch zwei absteigende Stufen gelangt man ins Zentrum der Kugel. Auf der Innenseite der Stahlbänder sind Aussagen von Beschuldigten und Opfern eingefräst und farbig ausgelegt. Ausgelöst durch einen Sensor ist nach wenigen Sekunden der Ton eines menschlichen Herzschlags zu hören. Die Frequenz dieser Herztöne ist geringfügig schneller als normalerweise der eigene Herzschlag.

▲ Ansicht des Wettbewerbsbeitrag am Geyerswörthschloß am Tag
▲ Ansicht des Wettbewerbsbeitrag am Geyerswörthschloß bei Dunklheit

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