LANDMARK DER ELEKTROPOLIS Berlin-Oberschöneweide Stadtplatz Kaisersteg

Das Landmark der Elektropolis

Auf dem zentralen Stadtplatz von Schöneweide soll ein Landmark errichtet werden, das den Standort der ehemals bedeutenden Elektropolis charakterisiert. Ein „Hingucker“ mit Fernwirkung an der Spree, der das Thema „Energie“ anschaulich macht und spannend umsetzt. Eine künstlerische Installation, die die eigene Energie vor Ort produziert, speichert und verbraucht.

Der Standort Schöneweide steht für die Industriegeschichte Berlins:

Erbaut als eines der historischen Gründerzentren der Elektroindustrie, weiter gewachsen zum größten Produktionsstandort der AEG, nach 1945 ausgebaut zum größten innerstädtischen Industriegebiet der DDR mit 25.000 Werktätigen in den „Volkseigenen Betrieben“, nach der Wende zerteilt, verkauft, deindustrialisiert.
Die leeren Produktionshallen wurden unter Denkmalschutz gestellt, doch Schöneweide geriet in Vergessenheit, litt unter einem denkbar schlechten Ruf. Seit 2009 zog die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) in Teile des Kabelwerks. Der neue Campus mit über 9.000 Studenten gilt heute als Motor und Hoffnungsträger für die zukünftige Belebung des gesamten Ortes. In den angrenzenden Industriearealen pokern die Eigentümer noch immer um die lukrativsten Aussichten für neue Nutzungen ihrer alten Hallen. Beauftragte Planungsbüros identifizieren Schöneweide derweil als Zukunftsort, der zusammen mit der benachbarten Wissenschaftsstadt Adlershof neueste Industrien und Technologien generieren soll.

Landmark – Aufgabenstellung

Das Landmark von Schöneweide ist angedacht als eine künstlerische Installation, die sowohl ästhetischen wie auch funktionalen Kriterien genügt. Als Standort wurde der Stadtplatz ausgemacht. In der Nähe der Spree, in Sichtweite des Anlegers, soll die Installation den Platz beleben und für Schöneweide – und hier insbesondere für den Tourismus am Standort – wirksam werden.

  • Das Landmark soll eine Identifikation mit dem Standort befördern.
  • Als „visueller Ankerpunkt“ soll es eine Attraktion sein, die Aufmerksamkeit schafft.
  • Es soll eine Fernwirkung haben, die auch Schiffspassagieren auffällt.
  • Das Landmark soll die Charakteristik des Standortes sichtbar machen:
    Hier ist die „Elektropolis“ – der einst bedeutende Standort der Energiewirtschaft.
  • Das Landmark soll die Thematik „Energie“ anschaulich und spannend umsetzen. (…)
  • Einbezogen werden soll die Möglichkeit, vor Ort Energie zu erzeugen, – z.B. durch eine Wind- oder Solaranlage -, die erzeugte Energie zu speichern und sie vor Ort zu nutzen – etwa für das „Auftanken“ von Elektrovehikeln (…)

Auszug aus den Auscheibungsunterlagen des Auslobers: Industriesalon Schöneweide e.V.

Erläuterungsbericht „Der Elektropolit“

Elektropolit ist ein Kunstwort.
Es steht für alle Menschen die in der „Elektropole Berlin“ gearbeitet haben.
Die Leistung mehrerer Generationen von vielen tausenden von dort arbeitenden Menschen, die besondere Erfindungskraft und Sorgfalt ihrer Arbeit sind unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte von Oberschöneweide.
Mit allen Licht- und Schattenseiten, denn die Arbeitsumstände in Oberschöneweide waren zu Zeiten problematisch und viele Menschen, die während des zweiten Weltkrieges dort arbeiteten, taten diese nicht aus freiem Willen.
Der tätige, der schaffende Mensch – der Homo Faber ist hier der Elektropolit.
Die Leistung all dieser Menschen ist der thematische Ansatzpunkt für die Landmarke.

Der „Donaumast“
Alle technischen und wirtschaftlichen Erfolge in Oberschöneweide sind mit der Nutzung von elektrischer Energie verbunden.
Der Energietransport über weite Strecken ist elementar für die universelle Verwendung von Strom und infolgedessen war die Herstellung von Kabeln, Transformatoren und Isolatoren eines der zentralen Beschäftigungsfelder in Oberschöneweide.
Das Bild von einem „Donaumast“ ist – im Gegensatz zu seinem Namen – so bekannt wie das einer Steckdose. Es ist wie diese verknüpft mit der Assoziation von elektrischer Energie. Sein Erscheinungsbild ist geprägt vom herben Charme einer Formfindung, die sich konsequent aus technischen Erfordernissen ableitet. Er ist der wohl häufigste Hochspannungsmast in Deutschland. Je nach Ausgabenstellung und Einsatzgebiet ist der Gittermast zwischen 30 und 50 m hoch. Er ist Teil des Landschaftsbildes und wird von uns unmittelbar mit Energie konnotiert.
Dieser Mast ist das unverkennbare Ausgangsmaterial für die Landmarke.

Die Landmarke

Mit wenigen Eingriffen wird aus dem Mast die Idee einer menschlichen Figur abgeleitet und er wird damit zum zeichenhaften Symbol für den tätigen, den schaffenden Menschen, den Elektropolit.
Die gestaltgebenden Elemente der Figur sind konsequent aus dem Hochspannungsträger abgeleitet um der beruflichen Identität der Beschäftigten in OSW ein strenges Abbild zu geben.
Die erste figurative Symbolisierung der „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ trug eine Glühbirne als Zeichen für die neue Zeit.
Der Elektropolit von Oberschöneweide trägt als Zeichen für zukunftsweisende regenerative Energieformen eine Windturbine als Produkt in seinen Armen.
Das Industriegebiet in Oberschöneweide ist nicht ausschließlich ein historischer Ort, es ist ein Ort der Gegenwart und auch der zukünftigen Auseinandersetzung mit allen Fragestellungen der Nutzung von elektrischer Energie.
Daher verweist der Elektropolit gleichermaßen in die Vergangenheit wie in die Zukunft.

Die generierte Energie
soll in einem Speicher-Akku an der Basis der Figuration gepuffert und gespeichert werden.
Der gewonnene elektrische Strom wird einerseits für die Beleuchtung der Landmarke genutzt und soll gleichzeitig in einer Strombar an der Basis der Trägers zur kostenfreien Verfügung gestellt werden.
Eine Gruppe von Sitzbänken und Ladestationen in unterschiedlicher Formate und Ausgangsspannungen ermöglichen die Energie und ein zusätzliches freies W-LAN direkt vor Ort zu nutzen. Gleichzeitig kann jede Art mobiler Geräte, von Telefon bis zum elektrischen Fahrrad Akku hier geladen werden.

Beleuchtung
Bei Dunkelheit verdeutlichen anstatt einer Glühlampe erleuchtete Konturlinien aus LED-Bändern die Figuration. Durch ein sehr langsames Wechselspiel der Lichtfarben und durch die jeweils unterschiedliche Betonung einzelner Linien wird sich der „Elektropolit“ als eine vielseitige Figur in unterschiedlichen Facetten zeigen.

Die Umsetzung
Das Objekt wird aus den Bauteilen eines industriellen Hochspannungsmastes gebaut.
Als Ausgangsmaterial können gegebenenfalls Bestandteile von gebrauchten Masten verwendet werden. Der Kopf (als Steuerglied) und die Turbine sollen drehbar ausgeführt werden. Entsprechend dem wechselnden Windeinfall am Standort werden sie sich jeweils in den Wind drehen um die Windenergie effektiv zu nutzen.
Die Fußzone des Objektes soll in Sichtbeton ausgeführt werden. In den beiden Flanken können der Akkumulator und die technisch notwendigen Steuerungselemente sicher untergebracht werden.
Die Sitzbänke sollen denen des Stadtplatzes entsprechen.

▲ Lageplan des Stadtplatzes
▲ Luftbild des Stadtplatzes
Der Blick in Richtung Spreeufer
Der Elektropolit bei Nacht ▲

Die Akkuladestation im Fuß der Skulptur ▲
▲ Der Elektropolit bei Nacht vom gegenüberliegenden Flussufer

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